Die Studentenbewegung der 1960er Jahre - APO und SDS

APO und SDS

Die APO

Eine außerparlamentarische Opposition im Allgemeinen ist eine Opposition, die außerhalb des Parlaments stattfindet. Sie pocht auf die im Grundgesetz verzeichneten Artikel über die Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit, um ihre Forderungen an die Öffentlichkeit zu bringen.

Die bedeutendste außerparlamentarische Opposition war in den 60er Jahren die so genannte APO, die ihren Höhepunkt 1967-1968 erreichte. Die APO richtete sich gegen die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD mit Kurt Kiesinger an der Spitze und gegen die geplanten Notstandsgesetze. Weitere Protestaktionen der APO waren zum Beispiel Demonstrationen für die Demokratisierung des Bildungssystems, gegen den Vietnamkrieg oder gegen die Verdrängung der nationalsozialistischen Verbrechen in Deutschland. In Westdeutschland schlossen sich großteils junge Menschen der APO an, hauptsächlich Schüler und Studenten.

Am 2. Juni 1967 wurde während einer Demonstration gegen den iranischen Schah der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. Die Zeugenaussagen, die von dem Anwalt von Ohnesorgs Witwe gesammelt wurden waren eindeutig: (aus www.wikipedia.de)

Ein einzelner Beamter aus den Greiftrupps stürzte sich plötzlich in der Krumme Straße auf einen in einem Hauseingang stehenden jungen Mann. Er riss ihn um und schleifte ihn auf einen halboffenen Garagenhof. Im gleichen Moment hatte ein anderer Greiftrupp einen zweiten Mann aus der Menge herausgegriffen und in den Hof gebracht. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es Benno Ohnesorg. Zwei Zivilbeamte und ein uniformierter Polizist warfen die Studenten zu Boden und wollten sie verprügeln. Andere hinzukommende Demonstranten wollten die Polizisten daran hindern.

Doch noch ehe es zu ernsthaften Aktionen kam, stürmten weitere Zivilbeamte und eine Kette von uniformierten Schutzpolizisten in den Garagenhof. Sie riegelten den Ausgang ab und begannen loszuschlagen. Die Studenten wollten flüchten, doch nur wenige entkamen über eine kleine Mauer am Hofrand.

Es gibt Aussagen, aus denen hervorgeht, dass Ohnesorg sich mit letzter Kraft losreißen konnte, doch in der Nähe stehende Demonstranten hörten noch den entsetzten Ausruf: 'Bitte, bitte, nicht schießen!'

Am nächsten Tag gab die Polizei bekannt:

Die Polizei trägt keine Schuld an den Zusammenstößen, die eindeutig von unseren Krawallradikalen provoziert wurden. Die Polizei tat ihre schwere Pflicht. Benno Ohnesorg ist nicht der Märtyrer der FU-Chinesen, sondern ihr Opfer...Helft der Polizei, die Störer zu finden und auszuschalten.

Diese Verstrickung der Ereignisse führte zu einer starken Radikalisierung der APO. Sie demonstrierte zunehmend gegen die Springer-Presse (siehe Weitere Ereignisse), die beschuldigt wurde, die Bevölkerung gegen die Studentenverbindung aufzuhetzen. Doch schon 1969 spielte die APO in der bisherigen Form in Deutschland keine große Rolle mehr. Die Studenten kehrten zurück in ihre Universitäten, um sich auf den von Rudi Dutschke vorgegebenen "Marsch durch die Institutionen" vorzubereiten. Er hatte schon früh erkannt, dass der Funke der Revolution nicht auf die Arbeiter und Handwerker überspringen würde, aber wenn es gelänge, so die These, Schlüsselpositionen im Staat und in der Gesellschaft zu erobern, könne der Staat von innen heraus reformiert werden. Viele Aktivisten schlugen diesen Weg ein und ihre radikalen Ideen aus dem Kopf. Einige schlossen sich neuen außerparlamentarischen Aktionsfeldern an, wie z. B. dem Umweltschutz oder der Atomenergie. Es gab aber auch einige wenige, die den schnellen revolutionären Erfolg mit der Waffe in der Hand suchten. Das Ende der APO war die Geburtsstunde der RAF ("Rote Armee Fraktion"), einer Gruppierung, der unter anderem Banküberfälle, Entführungen und sogar Mordanschläge auf Politiker zugeschrieben werden.

Artikel aus dem Reutlinger Generalanzeiger vom 13. Februar 2007 zeigen, dass die RAF bis heute noch nicht vergessen ist:

Verantwortlich für die Ermordung von über 30 Menschen

Die zunächst als Baader-Meinhof-Bande bekannt gewordene Terrorgruppe Rote-Armee-Fraktion (RAF) hat in fast drei Jahrzehnten über 30 Menschen ermordet. Sie erklärte sich 1998 für aufgelöst. Der Protest der RAF galt unter anderem der "Monopolbourgeoisie", der deutschen Unterstützung für das US-Engagement im Vietnamkrieg und der Einführung der Notstandsgesetze. Höhepunkt des Terrors war der "Deutsche Herbst" im Jahr 1977: Damals wurden Generalbundesanwalt Sigfried Buback, Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto und Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer ermordet. Nach dem misslungenen Versuch einer Palästinensergruppe, mit der Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" inhaftierte RAF-Leute freizupressen, begingen diese Selbstmord- doch der Terror ging weiter.

Wie die Tochter eines RAF-Opfers empfindet: "Mir geht es nicht um Rache"

Die vorzeitige Haftentlassung der ehemaligen Terroristin Brigitte Mohnhaupt ruft bei Hinterbliebenen von Opfern heftige Reaktionen und Gefühle vor. Überrascht ist die Tochter des RAF-Opfers Georg Wurster von der Entscheidung allerdings nicht. "Man konnte nichts dagegen machen, die deutsche Rechtssprechung ist eben so!, sagt Sabine Reichel am Montag in einem dpa-Gespräch im badischen Ettlingen. Ihr Vater war 1977 beim RAF-Anschlag auf Generalbundesanwalt Sigfried Buback in Karlsruhe ums Leben gekommen.

Das Oberlandesgericht Stuttgart hatte am Montag entschieden, die zu lebenslanger Haft verurteilte Brigitte Mohnhaupt Ende März nach über 24 Jahren Haft auf Bewährung zu entlassen. Für den Ex-Terroristen Christian Klar forderte Reichel nun "wenigstens die Mindeststrafe" von 26 Jahren. Diese ist erst in zwei Jahren erreicht, über ein Gnadengesuch hat Bundespräsident Horst Köhler zu befinden.

"Es ärgert mich nicht, aber es ist einfach nicht gerecht", meint Sabine Reichel. Mohnhaupt und Klar hätten nicht nur einmal und nicht etwa versehentlich getötet. "Sie haben es über Jahre gewollt getan und das Verbrechen gesteuert." Es wäre ihrer Meinung nach daher nur gerecht, wenn die beiden ehemaligen RAF-Terroristen ein Leben lang für ihre Taten büßen müssten. "Das müssen wir als Opfer schließlich auch".

Die 42-Jährige hatte sich zuletzt in einem Brief an Köhler in die Debatte eingemischt und eine mögliche Begnadigung Klars als "für mich unerträglich" kritisiert. Es gehe nicht nur um zwei Jahre weitere Haft für den Mörder, sondern "vor allem ums Prinzip", sagt Reichel. Hass verspürt sie nach eigenen Angaben allerdings nicht für die Mörder ihres Vaters. "Wir sind nicht über Hass erzogen worden". Eine Stellungnahme zum Anschlag, wie sie Buback-Sohn Michael von den Tätern fordert, ist für Sabine Reichel allerdings nicht unbedingt ausschlaggebend: "Wenn die Mörder eine Erklärung nur auf Druck der Opfer und Medien abgeben, lege ich eigentlich keinen Wert darauf." Die Ex-Terroristen müssten aber endlich einsehen, "dass ihr Handeln ein Fehler war und der Staat nicht zu bezwingen sei."

Nach der für den 27. März geplanten Entlassung aus dem Gefängnis wäre es nach Überzeugung Sabine Reichels am besten, Brigitte Mohnhaupt "würde in der Versenkung veschwinden". Sie erwarte allerdings, meint sie resigniert, dass die Ex-Terroristin die Bühne der Medien nutzt und in die Talkshows eingeladen werden.

Der SDS

Der Sozialistische Deutsche Studentenbund, kurz SDS, wurde am 2. September 1946 in Hamburg gegründet. Er war ein politischer Studentenverbund, der zwar parteiunabhängig war, sich jedoch der SPD teilweise zugehörig fühlte. Das änderte sich in den 50er Jahren, als erste Spannungen zwischen dem SDS und der SPD auftraten. 1961 wurden dann SDS-Mitglieder durch einen Unvereinbarkeitsentschluss aus der Partei ausgeschlossen.

Im Laufe der 60er Jahre entwickelte sich der SDS nun zu einem´"Sammelbecken" der Neuen Linken. Linkseingestellte Studenten traten ab 1965 in den SDS ein und manche gewannen dort sehr schnell großen Einfluss und Respekt. So z. B. Rudi Dutschke, der schon im Februar 1965 in den politischen Beirat des Berliner SDS gewählt wurde. Unter dieser Führung entwickelte sich der SDS zu einer antiautoritären undogmatischen Organisation.

Ende der 60er Jahre schloss sich der SDS der APO an und formte ihren Kern. Gemeinsames Ziel war der Protest gegen die Notstandsgesetze. Der SDS beteiligte sich in den folgenden Jahren auch an anderen Protestaktionen, z. B. am 2. Juni 1968 gegen den Besuch des iranischen Schahs, bei der der Student Benno Ohnesorg erschossen wurde.

1968 erreichte der SDS mit ca. 2500 Mitgliedern seinen Höhepunkt. Danach wurde er aber durch innere Unruhen immer brüchiger. Schon 1969 schlossen sich manche SDS-Gruppen der "Assoziation Marxistischer Studenten" und den enstehenden K-Gruppen an und engagierten sich in neuen sozialen Bereichen, wie z. B. dem Umweltschutz.

Am 21. März 1970 fand schließlich eine "mehr oder weniger zufällig zusammengewürfelte Versammlung" im Frankfurter Studentenhaus statt.  Dort wurde der SDS offiziell durch Akklamation (Abstimmung durch Applaus) aufgelöst.

Einzelne SDS-Gruppen arbeiteten weiter, z. B. in Heidelberg bis sie am 24.6.1970 verboten wurde.

 

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