Die Studentenbewegung der 1960er Jahre - Rudi Dutschke

Rudi Dutschke

Rudi Dutschke war eine der wichtigsten und ausdrucksstärksten Figuren der deutschen Studentenbewegung. Sein Name ist eng verbunden mit dem "Sozialistischen Deutschen Studentenbund" (SDS) und der "Außerparlamentarischen Opposition" (APO).

Seine flammenden Reden brachten ihm schon bald den Ruf ein, ein "wirkliches Problem" in der Politik zu sein. Er kämpfte für die Linken im Land und gegen die Ungerechtigkeiten durch die Regierung. Er gab der Studentenbewegung ein Gesicht und ging als "Bürgerschreck" in die Nachkriegsgeschichte ein.

Jugend in Ost-Deutschland

Alfred Willi Rudolf Dutschke wurde am 7. März 1940 in Schönefeld/Brandenburg geboren. Nachdem er sein Abitur in Luckenwalde bestanden hatte, wollte Dutschke, bekannt als begeisterter Leichtathlet, Sportjournalismus an der Universität in Leipzig studieren. Sein Antrag auf einen Studienplatz in der DDR wurde jedoch abgelehnt, da er den Wehrdienst in der "Nationalen Volksarmee" verweigert hatte.

Nach einer zweijährigen Ausbildung zum Industriekaufmann pendelte er regelmäßig nach West-Deutschland, um dort das "West-Abitur" zu machen, mit dem Ziel in der Bundesrepublik studieren zu können. Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 zog er in den Westen und schrieb sich an der FU in Berlin für das Fach Soziologie ein.

"Ohne Provokation werden wir überhaupt nicht wahrgenommen"

Mit der Gründung der "Subversiven Aktion" 1962, die sich 1964 dem "Sozialistischen Deutschen Studentenbund" (SDS) anschließt, begann Dutschkes politische Laufbahn.

Im Februar 1965 wurde er in den politischen Beirat der SDS gewählt. Von diesem Zeitpunkt an, nahm er an zahlreichen Demonstrationen teil, unter anderem gegen die Notstandsgesetze, den Vietnam-Krieg und gegen die Bildung der großen Koalition aus CDU/CSU und SPD.

Dutschke organisierte sogar selbst einige Demonstrationen nach dem Motto "Ohne Provokation werden wir überhaupt nicht wahrgenommen", mit dem Ziel zur Bildung einer außerparlamentarischen Opposition.

Dieses Ziel wurde noch im selben Jahr (1966) erreicht, mit der Gründung der "Außerparlamentarischen Opposition" (APO) von Studenten, Intellektuellen und Künstlern. Die APO engagierte sich mit innen- und außenpolitischen Fragen und verstand sich als Gegengewicht zu den Regierungsparteien. Dutschke war der geistige Anführer der APO und vertrat auch hier sein Motto: "Ohne Provokation werden wir überhaupt nicht wahrgenommen". Er sah in Aufsehen spektakulären Aktionen die einzige Möglichkeit, etwas an der politischen Lage zu verändern und organisierte Sitzblockaden, Demonstrationsmärsche und Sprechchöre.

Dutschke war jedoch in der Regel kein Aktionist. Viel mehr war er Theoretiker und Analytiker, der sich von terroristischen Mitteln fern hielt.

Das Attentat

Am 2. Juni 1967 wurde bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Iran der Student Benno Ohnesorg erschossen. Nach diesem Ereignis trat Dutschke immer mehr in der Öffentlichkeit auf. So war er zum Beispiel Mitorganisator der "Springer-Kampagne", die die Enteignung Axel Springers forderte.

Als Reaktion stichelte die Springer-Presse gegen Dutschke und die Studentenbewegung. Am Gründonnerstag, dem 11. April 1968 wurde Dutschke auf offener Straße von dem 23-jährigen Josef Bachmann niedergeschossen und schwer verletzt. Bachmann erkärte später, dass er Dutschke nie persönlich kennengelernt habe, sondern durch die Kampagne der BILD-Zeitung (Springer) angestachelt wurde.  Schwerste Unruhen in der Bundesrepublik waren die Folge. Demonstranten warfen Molotow-Cocktails gegen das Springer-Hochhaus und zündeten ihre Lieferwagen an.

Das Leben nach dem Attentat

Dutschke erholte sich nur langsam von den schweren Operationen, die seine Verletzungen nach sich zogen. Er unternahm Erholungsreisen in die Schweiz, nach Italien und nach England, bei denen er grundlegende Dinge wie z. B. das Sprechen komplett neu erlernen musste.

Wegen Verdachts auf "subversive Tätigkeiten" wurde Dutschke 1971 aus Großbritannien ausgewiesen, woraufhin er sich nach Dänemark zurückzog und dort als Gastdozent in Aarhus lehrte. Fortan pendelte er zwischen Dänemark und der Bundesrepublik.

1973 hielt er seine erste Rede nach dem Anschlag und promovierte an der FU in Berlin mit seiner Arbeit "Zur Differenz des asiatischen und westeuropäischen Weges zum Sozialismus" zum Doktor der Philosophie.

In seinem letzten Lebensjahr 1979 setzte sich Dutschke politisch für "Die Grünen" ein. Parallel nahm er noch an großen Demonstrationen teil, schrieb für linke Zeitungen und arbeitete als Gastdozent in den Niederlanden.

Rudi Dutschke starb am 24. Dezember unerwartet an den Spätfolgen seiner Verletzungen.

 

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